3 G in St. Corona: Gut Gelungene Gaudi!
Eine kurze Rückschau der Animed Tagung und Hauptversammlung.
Der Gasthof Fernblick in St. Corona am Wechsel ist in erster Linie für Hochzeitspaare ein Hotspot, hat sich die Location im einzigartigen Design doch vor allem auf diese Kundengruppe fokussiert. Die zweite Animed Tagung zeigte aber: Für bildungshungrige TierärztInnen ist der Fernblick mindestens ebenso gut geeignet. Immerhin drehte sich an den beiden Tagen von 30. Juni bis 1. Juli dort alles nur um die erlesene Schar, die unter Beachtung aller Regeln den Weg ins Wechselgebiet zurück gelegt hatte. Diese Exklusivität, gepaart mit hervorragendem Essen und einer ganz und gar exquisiten Lage hat die heurige Tagung zu etwas ganz Besonderem werden lassen.
Erstmals gab es heuer einen Tag für Rinder- und einen Tag für Schweinespezialisten, wobei Tag 2 mit der Hauptversammlung der Animed Service AG begann und dann noch bis zum Mittagessen mit interdisziplinären Themen garniert war, um beiden Publikumsgruppen gerecht zu werden. Dieses Angebot wurde auch gerne angenommen, wobei nicht alle TeilnehmerInnen die Spuren des vorangegangenen Abends verbergen konnten.
Der Rindertag stand im Zeichen der Technopathien – und Univ. Prof. Dr. Alexander Starke von der Universität Leipzig war mit einem ganzen Team motivierter Assistenten angereist, um die statistische Bedeutung derselben zu illustrieren. Eine deutschlandweit durchgeführte Prävalenzsstudie über sämtliche Ausprägungen von Technopathien bei Milchkühen brachte Erschreckendes zutage: Es handelt sich demnach keinesfalls um „Zufallsbefunde“, sondern sie haben weitaus mehr und sogar regional unterschiedlich System. So finden sich in den östlichen Regionen Deutschlands weitaus häufiger Läsionen am Nacken von Kühen, was auf die dort noch weit verbreiteten Nackenrohre in Verbindung mit moderner und großrahmiger Genetik der Rinder zurück zu führen ist. Ein Thema, dem man sich künftig in weiteren Arbeiten widmen möchte, sind die Rippenschwellungen, die relativ oft beobachtet werden, aber noch nicht eindeutig einer stallbaulichen Ursache zuge- ordnet werden kann. Eine wichtige Botschaft war jedenfalls, dass der Tierarzt seinen Einfluss bei der Gestaltung von Behandlungsräumen oder Klauenpflegeständen nach allen Möglichkeiten nützen muss – denn kann der Tierarzt gut arbeiten, nützt es dem ganzen Bestand.
Milk is the Absence of Stress
Dr. Raphael Höller von der Tierarztpraxis Höllervet im niederösterreichischen Wallsee gab in seinem Vortrag einen sehr fundierten Überblick zum state of the art der Mastitis Therapie und schloss mit einem erinnerungswürdigen Satz eines amerikanischen Buiatrik-Kollegen: Milch ist die Abwesenheit von Stress – und die baulichen Aspekte eines Betriebs spielen hier eine ganz wesentliche Rolle. Diese Aussage konnte auch Dr. Johanna Bausch, Tierärztin und technische Beraterin beim Melkanlagenspezialisten DeLaval in einem sehr einprägsamen Vortrag unterstreichen.
Wann Technopathien tierschutzrelevant sind und wie diese Fälle seitens der Behörde aufgearbeitet werden, erläuterte Dr. Wolfgang Florian, Amtstierarzt bei der Bezirkshauptmannschaft in Leibnitz. Zwei einprägsame Zahlen sollten dabei zu denken geben: Im Jahr 2020 wurden von der TKV Landscha 41.000 Schweine mit einem Körpergewicht von mehr als 50 kg, sowie 4.800 Rinder, die älter als 12 Monate waren, abgeholt. Viele dieser Tiere zeigten körperliche Schäden durch z. B. scharfe Betonkanten in den Spaltenböden. Gelegentlich geben diese Befunde Anlass zur weiteren Nachschau der Behörde vor Ort: Der Ablauf solcher Untersuchungen, sowie der Weg zur behördlich angeordneten Abnahme von Tieren war ein Schwerpunkt von Dr. Florians Vortrag am zweiten Tag.
Dr. Michael Ridler aus Höhnhart in Oberösterreich gab noch interessante Einblicke in das Potential phytotherapeutischer Ansätze in der Rinderpraxis, bevor das Abendprogramm mit Grillerei und Live-Musik startete. Das Diknu-Schneeberger Trio lieferte den akustischen Rahmen, Dali und sein 60-Tage-Dry Aged Beef die kulinarische Sensation. Doch über alledem stand die Freude, endlich, nach so langer Zeit, wieder an einem Tisch zu sitzen, zu plaudern und sich auszutauschen (Es sei an dieser Stelle der guten Ordnung halber darauf hingewiesen, dass von allen TeilnehmerInnen die 3G-Regelungen eingehalten wurden).
Schwein: Tannine, Biosicherheit und PRRSV
Nach der Hauptversammlung und einem Vortrag über das neue Pulverprodukt aus dem Hause Animed/Pharmanovo, Respirexin, drehten sich die Vorträge um die drängenden Fragen in der Schweinepraxis. Ob Tannine ein Ersatz für Zinkoxid sein könnten, versuchte ein Team aus Slowenien zu beantworten. Von der Vetmeduni in Wien angereist war Univ. Prof. Dr. Andrea Ladinig, die ein Update zu den PRRSV-Screenings in Oberösterreich und Niederösterreich gab. Und zu guter Letzt rüttelte
Dr. Bettina Fasching das Publikum mit einem sehr aktuellen Beitrag zum Thema Biosicherheit und amtliche Überprüfungen auf.
Eine Tagung, die in diesem Format sicher eine Wiederholung finden wird, ging damit zu Ende. Zufriedene Gesichter allerseits und der Wunsch auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr bestätigen uns, dass Programm, Location und Vortragende dreifach gut gelungen waren.