Doppelt hält nicht immer besser
Eine interessante Studie aus Louisiana (USA) widmete sich der Frage, ob es tatsächlich Vorteile bringt, Pferden bei längerer Therapie mit einem NSAID auch gleichzeitig Omeprazol zu verabreichen.
Das Studiendesign ist rasch erklärt: 22 Pferde ohne Ulzerationen an der Magenschleimhaut wurden in 3 Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt Phenylbutazon (4,4 mg/kg PO q 12h), die zweite Gruppe erhielt Phenylbutazon in gleicher Dosis, sowie 4 mg/kg Omeprazol (PO q 24h) und die dritte Gruppe erhielt als Placebogruppe einmal täglich Maissirup. Die Pferde wurden über 14 Tage behandelt und zu diesem Zweck 3 Tage vor Studienbeginn aufgestallt. Nach 7 und 14 Tagen wurden alle Pferde gastroskopisch untersucht.
Die Ergebnisse sind im Detail doch überraschend. Zwar lag der EGUS-Score der Pferde in der Gruppe mit der kombinierten Therapie (Omeprazol/Phenylbutazon) unter jenem der Pferde, die nur den Entzündungshemmer erhalten hatten, dennoch kam es bei einem überwiegenden Teil der Pferde in der kombinierten Gruppe zu Nebenwirkungen. Von den 22 Pferden in der Studie hatten 8 Pferde intestinale Komplikationen, sechs davon in jener Gruppe, die Omeprazol und Phenylbutazon erhalten hatte. Bei zwei Pferden in dieser Gruppe führten die Komplikationen zum Tod aufgrund nekrotisierender Typhlokolitis und haemorrhagischer Enterokolitis.
Damit werden frühere Studien bestätigt, die die Rolle von NSAIDs bei Verstopfungskoliken sowie reduzierter Darmmotilität ansprechen. Im Zusammenwirken mit Omeprazol könnte es zu einer Verstärkung dieser Effekte, bis hin zu einer Dysbiose kommen. Ein weiterer Faktor, der in diesem Zusammenhang diskutiert werden muss, ist die Änderung der Haltungsbedingungen in zeitlich kurzem Abstand zu Studienbeginn. Allerdings muss man bedenken, dass die allermeisten Pferde, die plötzlich eine länger dauernde NSAID Therapie erhalten, etwa aufgrund eines Verletzungstraumas, von der Weidehaltung auf eine strikte Stallhaltung umgestellt werden und somit sehr ähnliche Bedingungen erleben.
Zusammenfassend kommen die Autoren zum Schluss, dass die gemeinsame Verabreichung von NSAIDs und Omeprazol zwar eine gute Sache ist, wenn es um die Verhinderung von Magengeschwüren geht, aber ein nicht zu unterschätzendes Risiko von intestinalen Komplikationen damit einher geht. Bei der Wahl der richtigen Therapie eines Schmerzpatienten stellt sich somit die Frage, welches Risiko höher wiegt, und das ist wohl individuell und haltungsbedingt unterschiedlich.
Literatur: Ricord, M. et al (2020): Impact of concurrent treatment with omeprazole on phenylbutazone-induced equine gastric ulcer syndrome (EGUS). In: Equine
Veterinary Journal 2020; 00: 1-8.