Neues von der Mastitis-Front
Interessante Studienergebnisse und ein kleiner Trommelwirbel für die Neuauflage unseres Mamicillin.
Bei der Behandlung von Mastitiden (speziell bei gram-negativen Keimen) rückt die Antibiose immer öfter in den Hintergrund – und das zu Recht, wie neue Studien belegen. Dabei geht es zu aller erst um die Schmerzlinderung, und wie sich zeigt, hat diese positive Effekte auf die weitere Leistung der Kuh in punkto Milch, aber auch Reproduktion. Mit einem NSAID als ersten Behandlungsschritt verschafft man der Kuh Erleichterung, und kauft sich etwas Zeit, um eine Keimbestimmung durchzuführen und dann eine fundierte Entscheidung pro oder contra Antibiose zu treffen. Die nachstehende Tabelle gibt einen Überblick der gängigen Wirkstoffe, ihre Vor- und Nachteile sowie Dosierung und Wartezeit.
Eine aktuelle Studie zum Thema gibt es hinsichtlich der Frage der Fruchbarkeitsleistung von an Mastitis erkrankten Kühen. Smulski et al (2020, siehe Quellenangabe) befassten sich mit der Kausalität zwischen dem Zeitpunkt der Mastitis-Erkrankung und allfälligen Fruchtbarkeitsproblemen, sowie der Frage, wie sich verschiedene Behandlungsprotokolle (mit/ohne Antibiotikum), sowie zusätzliche Präparate auf die Reproduktionsleistung auswirken. 238 Kühe aus Herdenhaltung mit klinischer Mastitis, sowie 60 gesunde Kühe als Kontrollgruppe wurden in fünf Gruppen eingeteilt, die jeweils ein anderes Behandlungsschema erhielten. Der Keimnachweis ergab Streptokokken und Staphylokokken. Alle erkrankten Kühe erhielten eine intramammäre antibiotische Behandlung über 3 Tage im Abstand von 12 Stunden. Gruppe 1 erhielt darüber hinaus keine Behandlung, Gruppe 2 erhielt zusätzlich Beta-Carotin (Carofertin inj.), Vitamin C und Vitamin E & Selen auf parenteralem Wege. Gruppe 3 erhielt einen Immunmodulator und Gruppe 4 erhielt als NSAID Flunixin.
Beste Ergebnisse mit Antioxidantien & NSAID
Die besten Ergebnisse (erfolgreiche Mastitistherapie im ersten Durchgang) kamen aus jener Gruppe, die zusätzlich Antioxidantien erhalten hatte. Bei 58,4 % der Kühe war die Erkrankung nach der initialen Behandlung abgeklungen. So gibt es Daten, die belegen, dass die Verabreichung von Vitamin C, E und Selen drei Wochen vor dem Geburtstermin eine Verbesserung der Zellzahlen bis vier Wochen nach der Geburt bewirkt. Beta-Carotin unterstützt das Immunsystem und reduziert das Auftreten von Mastitis und Nachgeburtsverhalten. Vitamin E scheint die chemotaktischen Eigenschaften der Granulozyten zu verbessern und könnte somit in einem Synergismus mit der intramammären Behandlung stehen.
Jene Gruppe, die zusätzlich zur Antibiose das NSAID Flunixin erhalten hatte, zeigte zwar keine besseren Behandlungserfolge, was das Abklingen der Mastitis betrifft (58,3 %), aber bessere Vitalparameter als jene Gruppe, die nur ein Antibiotikum erhalten hatte. In dieser Gruppe sprachen nur 51,6 % der Kühe auf den ersten Behandlungsdurchgang an.
Das Timing zählt
Die Studie zeigte darüber hinaus, dass die Besamungsergebnisse dann am schlechtesten ausfallen, wenn die Mastitis ca 7-10 Tage vor dem Besamungszeitpunkt auftritt. Jene Gruppe, die Antioxidantien erhalten hatte, hatte das kürzeste Intervall bis zur erfolgreichen Besamung. Flunixin hatte in dieser Studie keinen bemerkenswerten Effekt auf die Reproduktionsleistung.
Ketoprofen und Meloxicam
Andere Wirkstoffe, wie Ketoprofen, haben sich aufgrund des schnellen Wirkungseintritts kombiniert mit einer kurzen Wartezeit bereits als Begleit- oder Ersttherapie bei akuter Mastitis gut bewährt. Der fiebersenkende und schmerzstillende Effekt wirkt sich positiv auf das Fressverhalten der Kuh aus und fördert damit auch die Milchproduktion.
Zu Meloxicam gibt es viele Studien, die die positiven Effekte in punkto Schmerzstillung, Milchleistung und Reproduktionsleistung unterstreichen. Meloxicam scheint sich auch auf die Zellzahl positiv auszuwirken. So konnte gezeigt werden, dass die Zellzahl jener Kühe, die nur antibiotisch behandelt wurden, im Schnitt höher war, als jene der Kühe mit kombinierter Therapie (McDougall 2016).
Überblick: NSAIDs bei Mastitis
Literaturverzeichnis:
Smulski, S. et al. (2020): Effects of various mastitis treatments on the reproductive performance of cows. In: BMC Veterinary Research 16:99
Breen, J. (2017): The importance of non-steroidal anti-inflammatory drugs (NSAIDs) in mastitis therapeutics. In: Livestock Vol.22 No 4, S. 182-185
McDougall, S. et al. (2016): Addition of meloxicam to the treatment of clinical mastitis improves subsequent reproductive performance. J Dairy Sci. 99 (3): 2026-42